20 Jahre Museums-Scheune/Jänickendorf
Am 30. August 2025 konnte der Heimat- und Geschichtsverein Nuthe-Urstromtal e.V. das 20-jährige Jubiläum seiner Museums-Scheune in Jänickendorf feiern.
Dass wir diesen Tag einmal begehen würden, daran haben 2003 viele gezweifelt. So auch der damalige Landrat P. Giesecke, den wir um Unterstützung des Projektes anschrieben. Die Antwort darauf würde heute ganz genau so lauten wie vor 23 Jahren (Auszug):
Sehr geehrte Frau Bölke, sehr geehrter Herr Bölke,
Ihr Schreiben betreffs der Einrichtung eines Museums in Jänickendorf ist bei mir eingegangen. Die Initiative, an der Skatestrecke einen weiteren attraktiven Anziehungspunkt für Touristen zu schaffen, halte ich für eine gute Sache.
So begrüßenswert ein solches Vorhaben auch ist, muss ich Ihnen dennoch mitteilen, dass der Landkreis Teltow-Fläming zum gegenwärtigen Zeitpunkt auf Grund seiner Haushaltslage keine Unterstützung dafür gewähren kann. Es gibt im Landkreis zurzeit 23 Museen und Heimatstuben. In vielen Einrichtungen kann nur noch der Ausstellungsbetrieb aufrechterhalten werden. Investitionen sind kaum möglich, das Personal wird reduziert…….
Des Weiteren würde ihn interessieren, wie uns die Gemeinde N-U, insbesondere der damalige Bürgermeister W. Jansen, unterstützen. Und dieser hatte ein offenes Ohr, als Manfred Bölke bei ihm vorsprach. Er trug zum Gelingen des Projektes seinen Möglichkeiten entsprechend bei, wie auch die folgende Bürgermeisterin M. Nestler und der aktuell amtierende Bürgermeister St. Scheddin. Wenn ihnen auch keine finanziellen Mittel dafür zur Verfügung standen, so versuchten beide Hilfe in Form von Sachleistungen zu ermöglichen. Dafür wollte der HGV N-U ihnen an diesem Tag nochmal DANKE sagen.
Wie kam M. Bölke auf die Idee, ein Museum zu errichten? Schon als Kind hat er die schwere körperliche Arbeit der Bauern noch bis vor weniger als 100 Jahren am eigenen Leib erfahren müssen; Ende der 1950er Jahre die Entstehung der Landwirtschaftlichen Produktions- Genossenschaften (LPG) und nach 1989 nochmals einen Neustart als Vereinigte Agrargenossenschaft hier in Jänickendorf erlebt.
Sieht man heute die riesigen Erntemaschine fahren, die fast die gesamte Straßenbreite einnehmen, kann sich die jetzige Generation die einst körperlich schwerste Arbeit nicht vorstellen: z.B. Kartoffeln mit der Hand in die Erde zu legen, sie per Fuß mit Erde bedecken, das Unkraut mehrmals mit einer Hacke entfernen und damit die Kartoffeln anhäufeln.
Das Ernten der Kartoffeln war noch schwerer. Gebückt oder knieend sammelten die Bauern die gelockerten „Knullen“ in große Weidenkiepen und schleppten diese Last zu bereitstehenden Pferdewagen. Dabei mussten auch die Kinder, ob sie wollten oder nicht, mit anpacken.
Und das nicht in Vergessenheit geraten zu lassen, war der Traum von Manfred Bölke.
Der Direktor der Sparkasse Potsdam, Ernst Dienst, hat den Weg von der Idee bis zur Wirklichkeit in seiner Laudatio 2011, wie folgt, treffend geschildert:
Eine alte Scheune, in der einst Futtermittel gelagert wurden. Voll mit Schrott, alten Maschinenteilen und Unrat. Abrissreif, dem Verfall preisgegeben…
Und zwei Menschen mit einer Vision: Von einem Gebäude, an dem Zeitzeugen ländlichen Lebens bewahrt und zugänglich gemacht werden. Von einem neuen Mittelpunkt des dörflichen Geschehens. Von einem Ort, der zu einer Reise in die Vergangenheit des Landlebens von einst einlädt.
Vision und Wirklichkeit liegen oft weit auseinander. In diesem Fall nicht. Das verdanken wir zwei Menschen, die sich um die Beräumung des Speichers kümmerten, Helfer und Sponsoren gewannen, viele unerwartete Hindernisse bewältigten, unzählige Arbeitsstunden leisteten, Ausstellungsstücke sammelten und ordneten, sich um viele kleine und große Dinge sorgten und, und, und….
Nach reichlich 11/2 Jahren, am 27. August 2005, war es geschafft. Die Museums-Scheune wurde eröffnet.
Diesen Helfern, Förderern und Sponsoren wollte der HGV N-U, aber ganz besonders Gisela Bölke auch im Namen ihres verstorbenen Mannes, einmal in aller Öffentlichkeit danken. Ohne sie würde es die Museums-Scheune heute vielleicht gar nicht mehr geben; auf jeden Fall nicht in diesem gepflegten Aussehen. Dazu trug finanzielle Unterstützung genauso bei wie die Hilfe bei Renovierungs- und Reparaturarbeiten oder die Pflege der Außenanlagen. Einen unverzichtbaren Anteil hat das „Backteam“. Das sind die Bäcker, die das leckere Brot im Lehmbackofen backen und ganz besonders die zahlreichen Kuchenbäcker. Unentgeltlich backen viele Jänickendorfer Frauen und ein Mann die unterschiedlichsten Sorten Kuchen und helfen dadurch, die finanziellen Ausgaben des Museums ohne Inanspruchnahme von Vereinsmitteln zu stemmen. Besonders erfreulich ist, dass diese Unterstützung zum Teil schon an die nachfolgende Generation, wie Tochter und Enkeltochter, weitergegeben wurde. Alles käme nicht unter die Leute, wenn da nicht noch die fleißigen und zuverlässigen Helferinnen wären, die im Kiosk beim Verkauf tätig sind.
All den hier Genannten, jeder von ihnen müsste eigentlich namentlich erwähnt werden, möchte ich ein riesengroßes Dankeschön sagen und ihnen das Bewusstsein geben, an der Erhaltung dieses weit über unsere Großgemeinde bekannten kulturellen Ortes einen großen Anteil zu haben.
In der Hoffnung, auch in Zukunft auf die uneigennützige Hilfe zahlreicher Vereinsmitglieder und Unterstützer zählen zu können, zweifelt der Vorstand des HGV Nuthe-Urstromtal nicht daran, dass die Museums-Scheune noch viele Jahre als Bildungs- und Begegnungsstätte erhalten bleibt.
G. Bölke HGV N-U (September 2025)
als Verantw. der Museums-Scheune
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