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Sitten & Bräuche

Feste

Feste wurden in den Dörfern von je her gern gefeiert. Eine der Ursachen dafür ist sicherlich, dass sich die Menschen untereinander fast alle namentlich kennen und früher oftmals auch untereinander näher oder entfernter verwandt waren.

War eine Dorfhochzeit angesagt, so betrug die Anzahl der Gästeschar meist hundert und mehr Personen. Das bezeugen jedenfalls viele alte Hochzeitsbilder noch bis in die Fünfziger Jahre des vorigen Jahrhunderts.
Ihr Interesse bekundeten aber fast alle Dorfbewohner. Sei es mit einem Besuch am Polterabend, der für alle zugänglich war oder mit einer Aufmerksamkeit zur Hochzeit oder aber mindestens mit dem Empfang des Brautpaares entlang der Dorfstraße, wenn dieses nach der Trauung aus der Kirche kam.

Aber auch öffentliche Feste wurden zu besonderen Anlässen gemeinsam gefeiert und gut besucht. Dazu zählten Fastnachten genau so wie das Stollenreiten zu Pfingsten, die Feiern der Vereine oder später auch die Betriebsfeste und Ausflüge der ortsansässigen Betriebe wie LPG, BHG, ACZ u.ä.

Kranzstecken

Durch den Fortschritt der Technik und die Bildung der LPG gab es zunehmend weniger Pferde in den Dörfern, so dass damit auch dem Stollenreiten ein Ende angesagt war. Nach meinen Erkenntnissen war in Jänickendorf das letzte Stollenreiten vor der Wende Mitte der Sechziger Jahre. Nach meinen Aufzeichnungen wurde das Kranzstecken bis 1966 jährlich am Pfingstmontag auf dem alten Sportplatz in Jänickendorf unter großer Anteilnahme der Bevölkerung durchgeführt. Dann passierte auf diesem Gebiet erst einmal nichts mehr.

reitenNach der Wende konnte diese alte Tradition wieder neu aufleben. Der Pferdesport hielt auch im Osten Deutschlands verstärkt Einzug und der Anteil der Pferdeliebhaber, die sich dieses kostspielige Hobby leisten können, steigt von Jahr zu Jahr. So auch in unserem Dorf. Und damit steht der Wiederbelebung des Stollenreitens nichts mehr im Wege. Bei dem Stollenreiten haben die Reiter die Aufgabe, während des Rittes durch einen aufgestellten Torbogen die daran befestigten Kränze mit einem Stab herunterzustecken. Deshalb wird dieser Wettbewerb auch als "Kranzstecken" bezeichnet. Seit 1994 wird in Initiative der beiden ortsansässigen Reiterhöfe (J. Kostmann und Fam. Riemer) das Stollenreiten wieder jährlich zum Pfingstfest auf unserem Sportplatz durchgeführt. Es findet zunehmend immer mehr Interessenten und Schaulustige. Auch zu unseren Dorffesten fanden schon Ausscheide im Kranzstecken statt.

In alten Aufzeichnungen ist zum Kranzstecken folgendes zu lesen:
Am Nachmittag des Pfingstmontag zog das ganze Dorf zum Kampfplatz hinaus, vornweg die Musike. Ihr folgten die jungen Mädchen, und hinter ihnen kamen die Burschen und jungen Männer hoch zu Roß. Alles, was zuschauen wollte, schloß sich ihnen an. Und dann begann der Wettkampf. Den Siegern winkten zum Schluß Preise, die oft die Dorfgemeinde gespendet hatte.
Beim Kranzstecken haben die Reiter die Aufgabe, während des Rittes durch einen aufgestellten Torbogen die daran befestigten Kränze mit einem Stab "herunter zu stecken". Deshalb wird dieser Wettbewerb auch als "Kranzstecken" oder "Kranzstechen" bezeichnet.

Meine schon oft ausgedrückte Hoffnung, diesem Fest wieder mit Umzug durchs Dorf, Musik und weiteren unterhaltsamen Darbietungen zu neuem Leben zu verhelfen wird nun zu einem Stück Wirklichkeit. Immer Pfingstmontag findet ein Kranzstecken auf dem Sportplatz statt. Es wird ungefähr zwei Stunden dauern. Eine Stärkung für die Zuschauer durch Kaffee und Kuchenangebot ist möglich.

Dorffest

97_festUnd damit bin ich bei einem Fest angelangt, das durch Anregung sowie Organisation von Pfarrer Dr.W.Flach am 2.und 3.September 1995 ins Leben gerufen wurde. Seitdem feiern unsere Einwohner mit ihren Gästen jedes Jahr im Sommer an einem Wochenende "ihr Dorffest".

Die ersten Jahre haben wir unser Dorffest so organisiert, dass es über zwei Tage verteilt ist. Sonnabend Abend findet in der Kirche ein Konzert statt. Mal treten Chöre aus anderen Dörfern auf, mal sind es Chöre aus anderen Kirchgemeinden oder andere sangesfreudige Vereine. Meist ab 20.00Uhr beginnt dann im großen Festzelt ein Tanzabend, bei dem natürlich auch bestens durch die ortsansässigen Unternehmen für das leibliche Wohl der Gäste gesorgt ist.
Am nächsten Tag,einem Sonntag, beginnt das "Spektakel" nach dem Mittag. Der Beginn des zweiten Festtages ist unterschiedlich, denn es soll ja nicht ein Fest wie das andere sein. Auf jeden Fall findet das Fest aber rund um die Kirche statt. Eine Bühne ist aufgebaut, viele Stände bieten verschiedene Möglichkeiten der Betätigung oder einfach auch des Zuschauens, Bildtafeln und Schriftstücke der Jänickendorfer Ortschronik sind ausgestellt, es kann am Preiskegeln teilgenommen werden und natürlich fehlt auch eine Losbude nicht. Auf der Bühne wird das Programm durch Vorführungen der Kinderkrippen-, Kindergarten- und Schulkinder sowie der Christenlehrekinder eröffnet. Eine musikalische Unterhaltung ist auch an diesem Tag selbstverständlich. Und selbsverständlich wird auch am Sonntag für das leibliche Wohl der hoffentlich recht zahlreichen Besucher gesorgt.
Mit Kaffe und selbstgebackenem Kuchen vieler fleißiger Frauen aus unserem Dorf sowie Gegrilltem und anderen Köstlichkeiten im großen Festzelt ist die Garantie gegeben, dass keiner mangels Durst oder Hunger unser Dorffest vor 18.00Uhr verlassen muss!

Später gingen wir dazu über das Dorffest nur noch am Samstag zu begehen. So fängt es gegen 14 Uhr mit einem Programm an. Es wird viel Angeboten, von Handwerksständen, Kinderbeschäftigung bis natürlich zum Essen und Trinken. Am Ende des Programms steht um 18 Uhr ein Konzert in der Kirche. Danach kann dann im Festzelt bis spät in die Nacht gefeiert und getanzt werden.

2005 feierten wir 10 Jahre Dorffest in Jänickendorf

Dieses fand am 1./2. September 1995 statt. Der eigentliche Anlass dafür war damals das Gedenken an die Kirchweihe vor 160 Jahren. Die Festlichkeiten begannen am Samstag Abend mit einem Umzug entlang der Hauptstraße (heute „Alte Hauptstraße“) bis hin zum Sportplatz. Unter musikalischer Begleitung zogen Kinder mit weithin leuchtenden Lampions und Jugendliche mit brennenden Fackeln durchs Dorf. Auf dem Sportplatz angekommen wurde ein riesiges Lagerfeuer entfacht. Im Anschluss daran fand ein fröhlicher Tanzabend statt. Ab Sonntag Mittag begann dann das eigentliche Dorffest.
Konfirmanden führten auf der Bühne hinter der damaligen Volksbank ein Laienspiel aus der Ortschronik unter dem Namen „Brandstiftung der Martha Hönicke“ vor, der damals auch die Jänickendorfer Kirche zum Opfer fiel, deren Wiederaufbau nach dem verheerenden Brand mit genannter Kirchweihe ihren Abschluss fand.
Mitglieder des „Lyrachores“ und der Posaunenchor umrahmten das Programm musikalisch. Kinder hatten die Möglichkeit, sich am Bastelstand und bei Spielen zu vergnügen. Ortsansässige Unternehmen stellten ihre Gewerbe vor und sorgten auch für die kulinarische Beköstigung der Gäste. Mit diesem Tag wurde eine neue Tradition für unser Dorf ins Leben gerufen. Jedes Jahr folgte seitdem ein neues Dorffest. (Anmerkung: schauen Sie sich auch Bilder der Dorffeste an)

Anliegen ist es für die an der Vorbereitung und Durchführung Beteiligten, dass sich unser Dorf mit seinen Menschen den Gästen vorstellt. Tradition ist seitdem, dass mit einem festlichen Konzert in der Kirche das Fest eröffnet oder abgeschlossen wird und der Samstag Abend mit Tanz im Zelt bis oftmals weit nach Mitternacht seinen Abschluss findet. Der Sonntag wird mit einem kulturellen Programm, gestaltet durch Kinder und Jugendliche unseres Dorfes unter Einbeziehung der Schule und des Kindergartens, auf der Bühne eröffnet. Danach beginnt das eigentliche Treiben rund um die Kirche. Altbewährtes wird jedes Jahr wieder angeboten. Dazu gehören zum Beispiel das erwähnte Kulturprogramm, die Tombola, ein kostenloser Bastelstand für Kinder, Ausstellungstafeln mit Material der Ortschronik und Kutschfahrten. Nicht zu vergessen das Angebot von selbstgebackenem Kuchen der Frauen unseres Dorfes und weiterer Speisen und Getränke durch eine unserer Gaststätten.
Wert wird aber besonders auch darauf gelegt, dass immer wieder neue Ideen und möglichst auch zahlreiche Mitgestalter in Form von handwerklichem Gewerke mit Ausstellung, Vorführung alter Handwerkstechniken und Verkauf zum Tragen kommen und kein Eintritt gezahlt werden muss.
Stolz sind die Veranstalter auf den neu angelegten Festplatz direkt an der Kirche mit einer Bühne, die durch ihre Gestaltung gleichzeitig als Schachbrett genutzt werden kann. Besonders angenehm für alle Besucher unseres Dorffestes ist die Errichtung eines WC in einem festen Gebäude direkt am Festplatz gelegen.
Auf jeden Fall wurde für unsere von Jahr zu Jahr zahlreicheren Gäste das Dorffest zu einem schönen Erlebnis und hat sich zugleich zu einer Tradition gefestigt.

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