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Bauernstube

Die Bauernstube

Gute StubeDas häusliche Leben der Bauern fand bis Mitte des 20. Jahrhunderts vor allem in der Bauernküche statt. Auf fast jedem Gehöft gab es zwei Küchen, eine im Wohnhaus und eine im Keller, eine „gute Stube“, eine Schlafkammer und einen so genannten „Altenteil“.
Die Bodenräume wurden meist zum Lagern von Getreide genutzt. Dort befanden sich oftmals auch die Räucherkammer sowie die Kammern für Knechte und  Mägde. Bei größeren Bauernwirtschaften befanden sich letztere auch im oder neben dem Stallgebäude.
Die Bauernstube, auch „gute Stube“ genannt, wurde nur zu ganz besonderen Anlässen betreten. Dazu zählten Feiertage wie Ostern, Pfingsten und Weihnachten. Aber auch größere Festlichkeiten wie Hochzeit, Taufe und runde Geburtstage wurden in der „guten Stube“ gefeiert. Ebenso wurde darin der „Totenschmaus“ nach einem Begräbnis eingenommen.
Meist war das größte Zimmer des Bauernhauses als „gute Stube“ hergerichtet. Vor den Fenstern hingen kostbare Stores, oftmals mit handgearbeiteter Spitze verziert. Die Übergardinen waren aus schwerem Stoff, nicht selten weinroter Samt. Der Tisch war ebenfalls in vielen Bauernstuben mit einer weinroten, teilweise mit Goldborde verzierten Samttischdecke  geschmückt. Vor dem Eindecken der Festtafel wurde diese gegen ein weißes Tischtuch aus feinstem Leinen ausgetauscht. Auch dieses war häufig mit gehäkelter Spitze unterbrochen oder auch mit eingewebten Sprüchen verziert. An solchen Tagen nahm die Bäuerin dann auch das „gute“ Geschirr aus dem Schrank. Die Einrichtung der „guten Stube“ überdauerte oftmals mehrere Generationen. Erstens fehlte in den kleinen Bauernwirtschaften das Geld für Neuanschaffungen, zweitens waren die Möbel so gut erhalten, dass man diese nicht entsorgen wollte.
Stand ein Fest vor der Tür wurde der Ofen in der Stube einen Tag vorher angeheizt, denn die Räumlichkeiten waren wegen der seltenen Nutzung sehr ausgekühlt. Kein Wunder, dass beim Betreten der „guten Stube“ am Festtag selbst allen ein leichter Schauer über den Rücken lief. Aber nicht nur deshalb. Schon alleine das Betreten des selten genutzten Raumes erzeugte eine feierliche, andächtige Stimmung. Kam dann noch am heiligen Abend der geschmückte Tannenbaum mit dem Gabentisch dazu, so blieb dieser Augenblick besonders bei den Kindern lange als ein ganz besonderes Ereignis im Gedächtnis haften.
In der Museums-Scheune in Jänickendorf können Sie eine „gute Stube“ mit festlich gedecktem Tisch besichtigen und diese sogar täglich betreten. Auch ein Tafeltuch, mehr als 100 Jahre alt, mit folgendem eingewebten Spruch: Ehre sei Gott in der Höhe – Friede auf Erden kann in Augenschein genommen werden.

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