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Landwirtschaft

Die Dengel- oder Sensenklopfbank

dengelbankBis ins 19. Jahrhundert war die Sichel das wichtigste Gerät zum Ernten des Getreides. Die größere Sense, die mit einem Schlag mehr schaffte als die kleine Sichel, war zwar spätestens seit dem Mittelalter bekannt, aber beim Ernten des Getreides mit der Sense gingen durch den schweren Hieb mehr Körner aus den reifen Ähren verloren als bei dem sanfteren Hieb mit der kleinen Sichel. Um wenig Verluste zu haben, ließen deshalb die Grundherren noch bis ins 19. Jahrhundert das Getreide lieber mit der Sichel ernten.
Die Sense fand aber trotzdem schon seit dem Mittelalter ihre Verwendung – vor allem beim Gras mähen, denn sie stellte gegenüber der Sichel eine Arbeitserleichterung dar. Das Mähen mit der Sichel bedeutete zwar einen größeren Kraftaufwand, aber es musste nicht mehr in stark gebückter Haltung gearbeitet werden. Sie durfte auf keinem Bauernhof fehlen und heute wird dieses Gerät noch in kleinen bäuerlichen Betrieben genutzt. Auch Wiesen in den Gebirgen werden häufig noch großflächig mit der Sense abgemäht.
Die Sense besteht aus dem „Blatt“ und einem hölzernen Stiel. In der Nähe des Schwerpunktes der Sense befindet sich am Stiel ein kleiner Griff. Dieser wird beim Mähen mit der linken Hand gehalten, während die rechte Hand am Ende des Stieles die Sense greift. Das Blatt der Sense wird aus Schweißstahl hergestellt, seltener aus Gussstahl und ist zwischen 80 und 110 cm lang. In der Mitte beträgt die Breite des Sensenblattes 45 bis 60 cm und wird zur Spitze hin immer schmaler – ähnlich wie ein Küchenmesser. Seine Schneide dagegen ist schwach gebogen, die Oberseite durch einen stärkeren Rand versteift. Je länger das Sensenblatt, umso
beschwerlicher und kraftaufwendiger ist das Mähen, denn damit werden größere Mengen mit einem Schnitt gemäht. Die Schneide der Sense wird nicht wie beim Messer geschliffen, sonder gedengelt. Dazu benötigt der Bauer eine Dengelbank - auch Sensenklopfbank genannt
Die Dengelbank ist ein hölzernes Gestell, eben ähnlich einer niedrigen Bank ohne Lehne, auf der ein kleiner eiserner Amboss befestigt ist. Weiterhin wird zum Dengeln ein Hammer benötigt. Dieser darf nicht zu schwer sein und auch nicht spitz. Die Schlagseite sollte 2 – 3 cm breit sein. Mit diesem Hammer wird mit richtiger Geschwindigkeit und gleicher Kraft gefühlvoll auf die auf dem kleinen Amboss gelegte Schneidekante des Sensenblattes gehämmert und durch allmähliches Nachziehen des Blattes die Schneidefläche gleichmäßig ausgedünnt. Hat man das Sensenblatt einmal „durchgezogen“, wird die gleiche Arbeit in Rückwärtsrichtung wiederholt. Und das so oft, bis die Schneide überall gleichmäßig ausgedünnt ist. Geprüft wird das durch die so genannte „Nagelprobe“: Das gedengelte Sensenblatt zieht man mit der Schneide leicht über dem Fingernagel des Daumens entlang. Wellt es sich dabei gleichmäßig, hat es die Probe bestanden. Wenn nicht, müssen die
hauchdünnen Stellen nachgeklopft werden. Das Dengeln ist nicht in Minuten abgetan. Oft dauert es einen halben Tag und länger, will der Bauer eine messerscharfe und gleichmäßige Schneide erzielen.
Das Dengeln des Sensenblattes muss dem Grasbestand angepasst werden. Je feiner das zu mähende Gras, umso dünner muss die Schneide sein. Werden mit einer hauchdünnen Schneide z.B. Brennnesseln gemäht, legt sich die Schneide um. Deshalb muss das Sensenblatt in solch einem Fall vorher gegen ein gröberes ausgetauscht oder mit Hilfe eines Wetzsteines nachgedengelt werden.
Auch zum Mähen des Getreides darf das Sensenblatt nicht zu dünn sein. Beim Getreide mähen wurde ein „Geharke“ an der Sense angebracht. Das ist ein Holzgestell aus leichten Ruten, meist Eschenholz, oder ein sich über dem Sensenblatt befindender einfacher Holzbügel. Dadurch fallen die Getreidehalme nicht einzeln auf den Boden, sondern können beim Ablegen von den Frauen gleich garbenweise aufgenommen werden. Anfang des 20.Jhdts. wurden „Dengelhilfen“ erfunden. Dabei wird das Sensenblatt zwischen zwei Eisen gelegt, wobei das obere Teil die Arbeit des Hammers übernimmt und das untere Teil, auf dem das Sensenblatt
aufliegt, die des Ambosses. Der Bauer setzt sich wie beim Dengeln mit gespreizten Beinen auf die Dengelbank. Nun setzt er den rechten Fuß in einen Steigbügel und bewegt durch hoch und herunter treten das obere Eisenteil. Das Bewegen des Steigbügels überträgt in Form von Druck die Kraft vom „Hammer“ auf den „Amboss“. Die Schneide wird in diesem Fall gleichmäßig „gepresst“.
Das Gerät stellte zwar eine Erleichterung dar, aber so fein und dünn wie mit Hand wird das Sensenblatt damit nicht. Deshalb blieb der größere Teil der Bauern beim alt bewährten Dengeln mit dem Hammer. Eine Sense mit Geharke, die Dengelbank sowie eine Dengelhilfe sind in der Museums-Scheune in Jänickendorf gut sichtbar ausgestellt. Wer mehr darüber erfahren möchte, ist bei uns herzlich willkommen.

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