Häckselmaschine – 150 Jahre überlebt
Bevor es Häckselmaschinen gab, zerkleinerten die Bauern das Grünfutter mit der Hand. Für Schweine waren es Rüben, Brennnesseln und anderes Grünzeug, was mühselig mit dem Messer „mundgerecht“ zerschnitten wurde. Auch Strohbunde mussten bis dahin zum Verfüttern an die Pferde manuell zerkleinert werden. Die in den Jahren um 1850 beginnende Industrialisierung wirkte sich natürlich auch auf die Landwirtschaft aus, denn nirgends war die körperliche Arbeit so umfangreich und beschwerlich wie auf diesem Gebiet. Um diese Zeit wurden bereits aus England und Amerika die ersten leistungsfähigen „Gerätschaften“ angeboten. Wenn diese auch noch mit der Hand oder mittels hölzerner Göpel (Rosswerke), später gusseiserner, in Bewegung gesetzt werden mussten, brachten solche „Maschinen“ doch schon eine wesentliche Erleichterung. Aus dieser Zeit stammt auch die Häckselmaschine, die sich in der Museums-Scheune in Jänickendorf befindet. Damit kann Grünfutter für Schweine und Stroh für Pferde als tägliches Futter zerkleinert werden. Die in unserem Museum ausgestellte Häckselmaschine kann eine Person per Hand durch Drehen einer Kurbel bedienen. Aber auch mittels einer Trittvorrichtung kann die Kurbelstange in Bewegung gesetzt werden. Dann sind aber zwei Personen zum Zerkleinern des Futters nötig – eine zum Auflegen des Häckselgutes und eine Zweite zum Betätigen der Trittvorrichtung. Zum Zerkleinern wird das Grünfutter auf die Förderkette der Häckselmaschine gelegt, die das Häckselgut weiter bis zum Messer transportiert. Die Fördergeschwindigkeit ist verstellbar. Sie beeinflusst die Häcksellänge. Das ist notwendig, weil je nach Tier verschieden langes Häckselgut verfüttert wird. Eine Einzugswalze gibt das Häckselgut zum Zerschneiden an die Messer weiter. In der Regel befinden sich zwei Messer an der Häckselmaschine; es gibt aber auch solche mit nur einem Messer. Das kürzeste Häcksel benötigen die Schafe. Es sollte 8 mm sein, Strohhäcksel für die Pferde 8 bis 15 mm und das für Rinder sollte um 25 mm lang geschnitten sein. Die übliche Länge des Streustrohes beträgt 100 mm. Aber meist sind die Häckselmaschinen zwischen 8 und 30 mm einstellbar. Für größere Längen benutzt man die Häckselmaschine mit nur einem Messer. Die Erfindung der Häckselmaschine, auch wenn sie vorerst noch mit Hand / Fuß angetrieben werden musste, stellte doch schon eine wesentliche Erleichterung dar. Der 1890 in Jänickendorf geborene R. Hagen schreibt dazu in seinen Kindheitserinnerungen: „Eine täglich wiederkehrende Arbeit war mir recht zuwider – das Häckselschneiden. Bevor wir zur Schule gingen, mussten täglich mehrere Bunde Stroh mit der nötigen Menge Heu geschnitten werden. Heute (1962) bekommt das Vieh alles ungeschnitten vorgeworfen, und es geht auch. Lediglich für die Pferde wird noch Häcksel geschnitten. Das geschieht jedoch mittels Motorkraft, während wir mit Menschenkraft die Maschine bewegten.“ Mit dem Einzug der Elektrizität, in Jänickendorf in den 1920er Jahren, konnte die Maschine elektrisch angetrieben werden. Dazu ist unsere Häckselmaschine mit einem großen Holzrad versehen, ca. 1,20m im Durchmesser. Einer der ersten Motore, der so genannte Ringschleifmotor, setzt das Rad über einen Riemenantrieb in Bewegung. Das Rad muss von so beträchtlicher Größe sein, um die Geschwindigkeit gering zu halten. Die Messer würden sonst beginnen zu flattern. Bei elektrischem Antrieb wird auch nur mit einem Messer geschnitten. Dadurch verdoppelt sich die Häcksellänge. Bei zwei Messern wäre die Unwucht zu groß. Die Maschine wäre in ihrer Standfestigkeit beeinträchtigt. Mit der Häckselmaschine in der Museums-Scheune kann heute Grünfutter und Stroh noch genauso geschnitten werden wie vor 150 Jahren – durch Ankurbeln mit der Hand.
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