Die Hundeanspannung
Bis in die 1960 –er Jahre gehörte die Hundeanspannung noch zum täglichen Gebrauch auf dem Lande. Zu dieser Zeit gab es kaum Kleinfahrzeuge für den Bauern. Deshalb nutzte man zum Transportieren verschiedener Dinge die Hundeanspannung. Wie schon vom Namen her zu erkennen, handelt es sich hierbei um ein Gefährt, das durch einen vorgespannten Hund (manchmal auch Ziegenbock oder Hammel) in Bewegung gesetzt wird. Hunde gab es dazu auf jedem Bauernhof, meist den Schäferhund oder einen ähnlich großen. Dessen Kraft nutzte man, um auf einem kleinen vierrädrigen Leiter- oder auch Handwagen, bei Schnee einem großen Schlitten mit Kastenaufsatz verschiedene Sachen zu transportieren, die zum Tragen zu umfangreich oder zu schwer waren. Ähnlich einem Pferde bekommt der Hund ein richtiges Kummet- oder Sielengeschirr um, das mittels eines Hakens am Wagen oder Schlitten befestigt wird. Auf der anderen Seite der Deichsel, meist links, läuft eine Person mit, die einen ebenfalls am Wagen angebrachten Leder- oder dicken Hanfstrick schräg über die Schulter gelegt hat. Mit der linken Hand greift sie den Strick und unterstützten so den Hund beim Ziehen des Gefährtes. Gemeinsam können Mensch und Tier auf diese Weise eine Last bis zu 200 Kilo ziehen. Genutzt wurde die Hundeanspannung zum Heranschaffen der täglichen Futtermengen für Schweine, Ziegen, Kaninchen und Rinder vom nahe gelegenen Acker. Aber auch die auf einem Bauernhof reichlich anfallende Jauche wurde in entsprechend kleinen Jauchenfässern damit ausgefahren. Manchmal sah man auch die Hundeschlitten auf dem Wege zur Stadt fahren. Das war an den Tagen, wenn Wochenmarkt war. Dazu polierte die Bäuerin die rotbäckigen Äpfel extra alle einzeln mit einem Wolllappen, entfernte die welken Blätter vom Kohl, füllte die blank geputzte Milchkanne mit frischer Milch, ordnete Eier, Butter, Käse und was sonst noch auf dem Hofe erzeugt wurde ansehnlich auf den Wagen und machte sich schmuck gekleidet auf den Weg. Obwohl das eine beschwerliche Angelegenheit war, alleine schon die Entfernung zur Stadt zu Fuß zurück zu legen, war das wie ein Festtag für die Bäuerin. Kam sie doch auf dem Markt mit anderen Leuten zusammen, konnte mit ihnen erzählen und Neues aus der Umgebung erfahren. Sie kam ganz einfach mal aus dem Alltagstrott heraus. Hatte sie dann nebenbei auch noch ihre Erzeugnisse alle an den Mann / die Frau gebracht, waren die Strapazen des Hinweges vergessen und sie machte sich froh gelaunt wieder auf den Heimweg. In der Museums-Scheune sind Hundeanspannung mit Schlitten und Leiterwagen wie hier beschrieben zu sehen. Auch ein kleines Jauchenfass. Nur der Hund – der ist nicht echt, denn sonst würde er bestimmt nicht über Wochen und Monate so geduldig in unserem Museum ausharren!
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