Spinnen, Weben und Stopfen der Säcke
Bereits im Jahre 1818 werden in Jänickendorf zwei Leineweber mit je zwei Stühlen erwähnt und im Jahre 1840 sind es schon vier Leineweber. Der Leinenanbau ging aber immer weiter zurück und damit verlor sich auch der Beruf eines Leinewebers in Jänickendorf. Auch das Spinnen hat keine große Tradition in unserem Dorf. Durch die feuchten Böden war das Halten von Schafen unrentabel. Schafe auf nassen Wiesen werden schnell von Klauenkrankheiten und Leberegeln befallen. Spinnräder standen deshalb nur ganz vereinzelt in den Stuben unseres Dorfes. Das Spinnen mit dem Spinnrad macht Spaß. Das Schnurren des sich gleichmäßig drehenden Rades hört sich sehr melodisch an. Die meisten Spinnräder werden mit einem Fußpedal in Bewegung gesetzt. Dadurch hat die Spinnerin beide Hände zum Arbeiten frei. Vor dem eigentlichen Spinnen werden die Schafwollbüschel mit Hilfe zweier Kardetschen (Nagelbrett) aufgeteilt. Mit Betätigung des Fußhebels setzt das angetriebene Schwungrad die Spindel in Bewegung. Durch leichtes Dehnen der Faser wird diese der Spindel zugeführt sowie auf die Spindel gewickelt und bei deren Drehung gleichzeitig verdrillt. Je gleichmäßiger das geschieht, umso gleichmäßiger ist dann auch der gesponnene Wollfaden. Von der gesponnenen Schafwolle wurden meist Socken, aber auch Pullover gestrickt. Warme Socken waren besonders von Nöten, da der alltägliche Schuh die Holzpantine war. In so einer offenen Fußbekleidung bekam man schnell kalte Füße. Das Stopfen geschieht ähnlich dem Weben. Der Stopffaden wird mit der Stopfnadel zuerst in gleicher Richtung dicht nebeneinander über die zu reparierende Stelle geführt. Anschließend wird der Faden wie beim Weben abwechselnd über und unter dem vorherigen Faden durchgezogen - solange, bis die Stopfstelle völlig geschlossen ist. Das so verschlossene Loch hat dadurch ein kleines Gittermuster.
|